"Rosinen" erobern die Gaumen der Gourmets
Der Amarone riecht und schmeckt deshalb so konzentriert, weil er aus einem - natürlich entstandenen - Konzentrat gewonnen wird: In den Anbaugebieten Norditaliens wie dem Valpolicella oder dem Veneto werden beste Trauben nach der Lese 2 bis 4 Monate unter dem Dach auf Holzgittern getrocknet, immer wieder gedreht und verlieren mindestens ein Drittel bis zur Hälfte ihres Gewichtes, bevor sie fast schon als Rosinen gekeltert werden. Durch die Verdunstung des Wassers aus den Beeren verdichten sich die Extrakte und bilden intensive Kombinationen. Es entstehen im Idealfall cremige, nicht zu süße Weine mit vielfältigen Aromen von Blüten, Kräutern, schwarzen Beeren, Kirschen oder auch Dörrpflaumen. Der fruchtig-liebliche Geschmack wird durch kräftige, harte Tannine (Gerbsäure) so ausgeglichen, dass ein typischer Amarone süß und zugleich bitter (ital. = amaro) in sich ruht.
Während der langsamen Gärung bei niedriger Temperatur führt der hohe Zuckergehalt des Mostes zu relativ hohen Alkoholwerten um 15 Volumenprozent. Ein Amarone bleibt anschließend mindestens zwei und bei Spitzenprodukten bis zu sechs Jahre zum Reifen in kleinen Eichenfässern. Das Ergebnis ist wegen seiner hohen Dichte an Restzucker und Tanninen ein sehr langlebiger Wein. Er behält seinen Charakter in der Flasche 10 bis 15, manche auch bis zu 30 Jahren nach der Lese.
Starker Begleiter mit breiten Schultern
Die alkoholische Kraft und das Fruchtaroma machen den Amarone einerseits zum idealen Likör- und Dessertwein. Hervorragend passt er zum Beispiel zu frischen Feigen. Und auch zu süßsauren
asiatischen Speisen gesellt er sich als passender Partner. Ganz besonders aber hat er sich als Begleiter zu kräftigen Gerichten bei Feinschmeckern seinen Platz erobert: Der Power-Tropfen ergänzt rotes Fleisch, Wild, Parmesan und würzigen Käse mit seiner machtvollen Präsenz perfekt.
Zweifellos ist der Amarone einer der besten Weine Italiens und die aufwändige Herstellung schlägt sich natürlich auch im Preis nieder: ab etwa 35 Euro. (Gerhard D. Wulf / www.annidivini.com)