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Alois Hundhammer

Alois Hundhammer (* 25. Februar 1900 in Moos (heute zu: Forstinning, Landkreis Ebersberg); ? 1. August 1974 in München) war bayerischer Kultusminister, Landwirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident.

Seine Kindheit ist geprägt vom Landleben und dem Katholizismus. Alois Hundhammer kommt als erstes von 13 Kindern auf einem Bauernhof zur Welt. Er besucht die Klosterschule in Scheyern, anschließend das humanistische Domgymnasium in Freising. Nach kurzem Militärdienst beginnt er in München und für 2 Semester in Budapest Philosophie, Geschichte, Staatswissenschaften und Volkswirtschaft zu studieren und promoviert 1923 zum Doktor der Philosophie und 1925 zum Doktor der Nationalökonomie. 1923 heiratet er Adelheid Hillenbrand *8. August 1899, ? 24. Juli 1981. Die Ehe hält bis an sein Lebensende.

Schon früh beginnt er sich politisch zu engagieren und bekämpft die 1919 nach der Ermordung Kurt Eisners ausgerufene Münchner Räterepublik im Freikorps der "Weissen" Armee. 1932 wird er als Abgeordneter des Landkreises Berchtesgaden / Traunstein für die Bayerische Volkspartei (BVP) als jüngstes Mitglied in den Bayerischen Landtag gewählt. Gleichermaßen ein Gegner des Kommunismus wie des Nationalsozialismus warnt er als Redner auf zahlreichen Veranstaltungen und im Landtag dringend vor Hitler und der "braunen Gefahr". Wegen solcher Reden wird Hundhammer am 13. Juni 1933 von der Gestapo verhaftet und als "Schutzhäftling" in das nur knappe drei Monate zuvor (22. März 1933) eröffnete KZ Dachau eingeliefert.

Hundhammer hat Glück, durch Vermittlung einflußreicher kirchlicher Kreise kommt er schon am 6. Juli 1933 wieder frei. Allerdings hat er Berufs- und Redeverbot und wird durch die Gestapo überwacht. Um seine Frau und wachsende Kinderschar (Richard *22. Mai 1927, Wolfgang *1929, Rudolf *27. Januar 1934 und Alois *17. September 1941) erhalten zu können, absolviert er die Fachkundeprüfung im Schuhhandel und eröffnet 1934 eine Schuhreparaturwerkstätte in der Sendlinger Straße in München. Der Laden dient als Anlaufstelle für Oppositionelle und Widerstandskämpfer, teilweise in Schuhsohlen versteckte Botschaften werden hier ausgetauscht. Hundhammer entgeht der drohenden Verhaftung jedoch knapp durch seine Einberufung zur Wehrmacht 1939. In der amerikanische Gefangenschaft nach dem Ende des Krieges knüpft er Kontakte zu anderen Mithäftlingen und plant den Wiederaufbau Bayerns für die Zeit nach dem Krieg. Nach seiner Entlassung 1945 gründet er zusammen mit Karl Scharnagel, Josef Müller und Fritz Schäffer als Gegengewicht zur SPD und KPD die Christlich-Soziale-Union (CSU). Er ist Mitglied der verfassunggebenden Landesversammlung und wird am zum CSU-Fraktionsvorsitzenden gewählt und bleibt dies bis 1951. Der föderalistisch eingestellte Müller tritt für religiöse Toleranz ein, während Hundhammer zusammen mit Schäffer dem katholisch-konservativ-altbayrischen Flügel angehört. Müller und Hundhammer behindern sich gegenseitig. So verhindert Hundhammer die Wahl Müllers zum Ministerpräsidenten, dem wiederum gelingt es, die Wahl Hundhammers zum Parteivorsitzenden abzuwenden. Hans Ehard, der keinem der verfeindeten Lager der CSU angehört, wird 1946 auf Vorschlag Hundhammers zum Ministerpräsidenten gewählt. Unter seiner Regierung wird Hundhammer Staatsminister für Unterricht und Kultus bis 1950.

In diesem Amt macht er sich durch seine erzkonservative Haltung nicht nur Freunde. 1947 setzt er die Wiedereinführung der Prügelstrafe durch, wodurch er sich scharfen Widerspruch aus Teilen der Bevölkerung zuzieht. Noch größer ist die Aufregung über den ?Abraxas?-Skandal 1948: Hundhammer beendet die Aufführung des freizügigen Balletts von Werner Egk an der Bayrischen Staatsoper trotz des großen Publikumserfolges, was von Kritikern als Zensur gewertet wird.

1951 wird er Landtagspräsident und bleibt dies bis 1954. Die CSU erleidet eine dramatische Wahlniederlage und wird von einer Viererkoalition aus SPD, FDP,Bayernpartei und BHE abgelöst. In der Folgezeit zieht sich Hundhammer aus der Öffentlichkeit etwas zurück und widmet sich verstärkt der Arbeit in verschiedenen katholischen Verbänden und eigenen geschäftlichen Unternehmungen in der Baubranche. Allerdings ist er auch Vorsitzender des Ermittlungsausschusses in der sogenannten Spielbankenaffäre um hohe Regiernugsmitglieder der Viererkoaltion, in dessen Folge die Bayernpartei schwer beschädigt und der CSU der Weg zur erneuten Machtübernahme geebnet wird.

Danach zieht es ihn wieder in die aktive Politik: Von 1957 - 1969 ist er Landwirtschaftsminister in den Kabinetten von Hanns Seidel, Hans Ehard und Alfons Goppel, unter diesem auch stellvertretender Ministerpräsident (1966-1969). Er leitet die Flurbereinigung ein, die den Bauern bessere Wirtschaftsmöglichkeiten eröffnen soll.

In dieser Periode macht er sich auch stark für die Errichtung einer Gedenkstätte im ehemaligen KZ Dachau und kann diese am 1965 auch selbst eröffnen.

In seinen letzten Lebensjahren bekämpft Hundhammer vehement den Aufstieg von Franz Josef Strauß, kann jedoch nicht verhindern, dass dieser schließlich Ministerpräsident wird.

Literatur:

  • Dr. Dr. Alois Hundhammer, Mein Beitrag zur bayerischen Politik 1945-1965, (Historisch-politische Schriftenreihe des Neuen Presseclubs, H.7), München 1965.
  • Bernhard Zittel, Alois Hundhammer (1900-1974), in: Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd.5, hg. v. Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher, Mainz 1982, S. 253-265
  • Dr. Paul Hussarek, Hundhammer - Weg des Menschen und Staatsmannes, München 1950/51
  • Oliver Braun, Das politische Weltbild Alois Hundhammers (1900-1974), Magisterarbeit Regensburg 2000

Weblinks:

  • Kalenderblatt des BR
  • Website "Der Bauernphilosoph" über Dr. Wilhelm Hoegner (SPD), die jedoch auf H. Bezug nimmt
  • Portal der Uni Regensburg zur bayrischen Landesgeschichte
  • Bericht mit Schwerpunkt auf der Häftlingszeit Hundhammers

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