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alexander ii russland

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Alexander II. (Russland)

Alexander II. Nikolajewitsch, Zar von Russland, Sohn des Zaren Nikolaus I und der Kaiserin Alexandra Fjodorowna, (* 29. April (17. April russischer Zeitrechnung) 1818; ? 13. März/1. März 1881 in St. Petersburg), wurde unter der Leitung des Dichters Wassili Schukowski erzogen. Er galt als friedlich, weise und wohlwollend, aber auch wankelmütig und wenig tatkräftig.

Alexander II. heiratete am 16. April 1841 Maria Alexandrovna von Hessen-Darmstadt (* 8. August 1824 als Maximiliane Wilhelmine Auguste Sophie Marie von Hessen-Darmstadt (Maximiliane von Hessen-Darmstadt), mit der er acht Kinder hatte:

  • Alexandra Alexandrowna (* 18. August 1842, ? 16. Juni 1849), Prinzessin von Russland
  • Nikolaj Alexandrowitsch (* 8. September 1843, ? 24. April 1865), Zarewitsch von Russland
  • Alexander III Alexandrowitsch (* 26. Februar 1845, ? 20. Oktober 1894), Zar von Russland
  • Wladimir Alexandrowitsch (* 10. April 1847, ? 4. Februar 1909), Großfürst von Russland,
  • Alexej Alexandrowitsch (* 2. Januar 1850, ? 27. November 1908), Großfürst von Russland,
  • Maria Alexandrovina (* 5. Oktober 1853, ? 24. Oktober 1920), Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha
  • Sergej Alexandrowitsch (* 29. April 1857, ? 4. Dezember 1905), Großfürst von Russland
  • Pawel Alexandrowitsch (* 21. September 1860, ? 30. Januar 1919), Großfürst von Russland

Als Alexander nach dem Tod seines Vaters 2. März/18. Februar 1855 den Zarenthron bestiegen hatte, befand sich Russland im Krimkrieg, der unter Alexander zunächst unverändert fortgesetzt wurde. Der Zar besuchte im November selbst Odessa und die Krim.

Der Pariser Friede (1856) beendete diesen Krieg. Er schwächte zwar Russlands Machtstellung im Orient sehr, doch erholte es sich von dieser Niederlage durch die nach außen wie im Innern vorsichtige, aber energische Politik des Kaisers bald völlig. Auch nach diesem Frieden wurde die Unterwerfung der kaukasischenen Bergvölker fortgesetzt, während zugleich die weiten Gebiete zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aralsee unter russischen Einfluss gebracht und zum Teil völlig okkupiert wurden.

Als Reaktion auf die in der Niederlage im Krimkrieg zutage getretene Rückständigkeit Russlands nahm Alexander weit reichende Reformen in Angriff, deren wesentlichste Bestandteile die seit 1862 durchgeführte Aufhebung der Leibeigenschaft und eine neue Militärorganisation waren. Alexander setzte diese Reformen gegen große Widerstände durch.

1863 wurde der polnische Aufstand mit schonungsloser Härte niedergeworfen. Die große Bedeutung der Reformen und die völlige Umgestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse, die sie zur Folge hatten, erzeugten in vielen Bevölkerungsgruppen Ablehnung. Im Zuge dieser Unzufriedenheit und als Folge der immer noch bestehenden großen Ungleichheit in der Gesellschaft breiteten sich sozialistische, kommunistische und nihilistische Ideen aus und gewannen an Bedeutung. Gleichzeitig stärkte der Sieg über Polen nationalistische Gefühle und führte zum Erstarken des Panslawismus. Alexander machte keine ernsthaften Versuche, die Korruption in der Bürokratie zu unterdrücken; vielmehr duldete er korrupte Beamte in seiner nächsten Umgebung in hohen Stellungen. Daher stieg die Unzufriedenheit im Volk gegen Alexanders Regierung weiter.

Ein im April 1866 von dem Revolutionär Karakosow versuchtes Attentat auf den Kaiser, das durch den Bauern Kommissarow verhindert wurde, veranlasste eingehende Untersuchungen, die die Existenz zahlreicher politischer Geheimbünde aufdeckten. Dieses und ein zweites Attentat, das während der Pariser Weltausstellung 1867 von einem Polen, Berezewski, versucht wurde, machten auf den Kaiser tiefen Eindruck und verminderten seine Neigung zu Reformen. Die Zensur wurde in alter Strenge wiederhergestellt und ein umfassendes polizeiliches Überwachungssystem eingerichtet.

Während des Kriegs zwischen Österreich und Preußen 1866 bewahrte Alexander eine neutrale, aber preußenfreundliche Haltung. Auch während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 lagen Alexanders Sympathien bei Deutschland, was er unter anderem durch Ordensverleihungen an die deutschen Heerführer und durch Ernennung des Kronprinzen und des Prinzen Prinz Friedrich zu russischen Generalfeldmarschällen zeigte. Infolge dieses Kriegs stieg Alexanders Einfluss: der neue deutsche Kaiser war nicht nur mit ihm verwandt, sondern ihm auch aus Dankbarkeit für seine Unterstützung verpflichtet, während Frankreich sich um sein Wohlwollen in einem eventuellen Revanchekrieg bemühte. Alexander bewahrte seine deutschfreundliche Haltung und schloss 1872 in Berlin beim Dreikaisertreffen das Dreikaiserbündnis, das auf einer persönlichen Zusammenkunft mit den Kaisern Wilhelm I von Deutschland und Franz Joseph I von Österreich im September des Jahres in Berlin geschlossen wurde. Damit wurden die lange bestehenden Spannung zwischen Russland und Österreich-Ungarn zunächst abgebaut und der Frieden in Europa vorübergehend gefestigt.

Alexander erklärte Russland für neutral in einem etwaigen Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich und erlangte dafür freie Hand im Osten. Der Feldzug nach Chiwa 1873 erweiterte Russlands Macht im Innern Asiens beträchtlich, hatte aber zunächst noch keinen Konflikt mit England zur Folge. Im Gegenteil schien sich 1874 durch die Heirat der einzigen Tochter Alexanders, Maria, mit dem Herzog von Edinburgh sogar eine Annäherung zwischen Russland und England anzubahnen. Im Mai machte Alexander in England einen Staatsbesuch.

Währenddessen reorganisierte er die Armee nach deutschem Muster. Noch ehe diese Reorganisation beendet war, wurde Alexander fast wider Willen durch die Ausbreitung des Panslawismus vor allem in Adels- und Beamtenkreisen zum Engagements Russlands auf dem Balkan gedrängt. Er duldete die Unterstützung Serbiens und Montenegros durch Freiwillige und Gelder, wurde selbst Pate für einen Sohn des serbischen Fürsten Milan III und nahm öffentlich für die Christen in der Türkei Stellung.

Im April 1877 erklärte Russland der Türkei den Krieg. Alexander zog mit Gortschakow nach Bessarabien, folgte der vorrückenden Donauarmee durch Rumänien nach Bulgarien und schlug sein Hauptquartier in Gorny Studen auf, wo er auch während der militärischen Rückschläge blieb, die Russland im Juli bis September erlitt. Als mit dem Fall von Pleven wieder ein Erfolg erzielt wurde, kehrte er 15. Dezember 1877 nach Sankt Petersburg zurück, wo er am 22 mit großem Jubel empfangen wurde.

Auch nach dem Krieg blieb seine Lage inmitten der sich bekämpfenden Richtungen in Russland schwierig, besonders nach neuen Anschlägen von Nihilisten 1879. Auf Alexander selbst wurden mehrere Anschläge verübt: am 14. April 1879 schoss Alexander Konstantinowitsch Solowjew auf ihn; am 1. Dezember 1879 versuchten Nihilisten, bei Moskau den Eisenbahnzug, in dem Alexander fuhr zu sprengen; am 17. Februar 1880 gab es einen Versuch, das Winterpalais zu sprengen. Als Reaktion wurde die Überwachung und Verfolgung von Regimegegnern verschärft.

Am 3. Juni 1880 starb die Kaiserin Maria Alexandrowna. Wenige Wochen darauf, am 19. Juli 1880 heiratete er in morganatischer Ehe Fürstin Jekaterina Dolgorukij, mit welcher er schon seit längerer Zeit ein Verhältnis gehabt hatte, und mit der er bereits vier Kinder hatte:

  • Jurij (* 30. April 1872, ? 13. September 1913), Fürst Jurjewski
  • Olga (* 9. September 1873, ? 10. August 1925), Gräfin von Merenburg
  • Boris (* 23. März 1876, ? April 1876), Prinz von Russland
  • Ekaterina (* 9. September 1878, ? 22. Dezember 1959), Gräfin Obolinsky

Alexander plante auch weiterhin Reformen der Gesellschaft.

Am 13. März (1. März) 1881 starb Alexander durch ein Sprengstoffattentat der Untergrundorganisation Volkswille.

Vorgänger:
Nikolaus I
Russische Zaren Nachfolger:
Alexander III

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