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aeneis

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Aeneis

Die Aeneis (auch Äneide) ist die von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestaltete Sage über Aeneas' Flucht aus dem brennenden Troja und seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führen, wo er zum Stammvater der Römer wird. Die Aeneis erzählt also einen der Gründungsmythen des römischen Reiches.

Die ersten sechs Bücher dieses Epos berichten von der Flucht des trojanischen Helden Aeneas nach dem Fall seiner Stadt und der Fahrt nach Latium. Auf der Reise treibt ihn ein Sturm an die Küste des neugegründeten Karthago, dessen Königin Dido ihn gastlich aufnimmt. Durch eine Intrige der trojanerfeindlichen Göttin Juno verliebt sie sich unsterblich in Aeneas. Doch Jupiter erinnert Aeneas an seine Pflichten - so verläßt er Karthago, was Dido in den Selbstmord treibt. Doch zuvor schwört sie Rache und schafft so die Grundlage für den späteren Konflikt zwischen Rom und Karthago. Als er Cumae in Latium erreicht, befragt Aneas die cumäische Sybille, die ihn durch die Unterwelt führt. Dort begegnet Aeneas seinem verstorbenen Vater Anchises, der ihm in einer Heldenschau die zukünftigen großen Persönlichkeiten des römischen Reiches vorführt.

Diese ersten sechs Bücher der Aeneis nehmen viele Motive aus Homers Odyssee auf (z.B. Seesturm, Irrfahrten, Abstieg in die Unterwelt), so dass man von der "odysseischen" Hälfte der Aeneis spricht. In den weiteren sechs Büchern, die die Kämpfe in Latium beschreiben, orientiert Vergil sich an der Ilias, so dass man den zweiten Teil der Aeneis als "iliadische" Hälfte bezeichnet. Aeneas gelangt mit seinen Gefährten nach Latium. Dort wird er von dem Latinerkönig Latinus freundlich aufgenommen, der ihm seine Tochter Lavinia verspricht. Doch auch Turnus, der König der Rutuler, hofft auf eine Ehe mit Lavinia. Von der von der Furie Allecto aufgehetzt, zettelt er einen Krieg an, der beiden Seiten herbe Verluste bringt. Ausgestattet mit neugefertigten göttlichen Waffen findet Aeneas Verbündete in dem Etrusker Tarchon und dem Griechen Euander von Arkadien, dessen einzigen Sohn Pallas Turnus in einem Zweikampf erschlägt. Trauer und Wut ergreifen Aeneas, der sich für den Schutz des Pallas verantwortlich fühlt. Schließlich gelingt es ihm, Turnus zum Zweikampf zu stellen. Mit göttlicher Hilfe besiegt er Turnus; als er auf dessen Brust das Wehrgehenk des Pallas erblickt, das Turnus als Kriegsbeute umgelegt hatte, tötet er den um Gnade flehenden.

Vergil starb, ohne die Aeneis vollenden zu können. Augustus befahl seinen Nachlassverwaltern, Varius und Tucca, Vergils Wunsch nach ihrer Vernichtung zu missachten und die Aeneis so wenig bearbeitet wie möglich zu veröffentlichen. So sind in dem Werk zahlreiche Halbverse stehengeblieben; das tatsächliche Ausmaß der Überarbeitung der Aeneis durch Vergils Dichterkollegen ist jedoch schwer zu bestimmen und in der Forschung umstritten. Auch unvollendet wurde die Aeneis sofort als Meisterwerk erkannt. Sie ist ein Epos auf die Größe Roms und feiert die niemals endende Herrschaft ("imperium sine fine") der Römer. Zugleich wirbt die Aeneis um Mitgefühl für die Opfer der römischen Hegemonie, die im Macht- und Intrigenspiel der Götter, im sinnlosen Aufbegehren Junos gegen das Schicksal ("fatum") ihr Leben lassen. Auf den modernen Leser mag Aeneas' bedingungslose Hingabe an sein Ziel und seine starke Bindung an Autoritäten wie seinen Vater Anchises und an die Weisungen der Götter fast abstoßend wirken; doch hat Vergil in der Gestalt des Aeneas die Person des Princeps Augustus typologisch präfiguriert und einen Helden geschaffen, der sich nicht durch kriegerisches Draufgängertum auszeichnet, sondern durch sein Pflichtbewutsein ("pietas"), das ihn alle menschlichen Belange hintan stellen läßt.

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